„Ein Entwurf gleicht einem Netz, das der
Verstand über die Umstände auswirft, um
sie zu verändern“, schreibt V. Flusser. Einige
Sätze weiter fährt er fort, „durch die
Umsetzung von Entwürfen werden Werte
Wirklichkeit und erfährt die Wirklichkeit ihre
Bewertung.“
Diese Sätze von Vilém Flusser gefallen mir,
gedachte Möglichkeit und die Umstände
werden in einen Zusammenhang gebracht,
sie durchdringen sich, eine neue Ganzheit
entsteht. In diesem Sinne würde ich gerne
den für mich eng klingenden Begriff Kontext
durch das Wort Bedingtheit ablösen. Es
beschreibt besser das Spannungsfeld, aus
dem ein Entwurf entsteht.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen
stellt sich die Frage nach dem einprägsamen
Ort neu. Ein Reagieren auf eine bereits latent
vorformulierte räumliche Situation oder die
Behauptung, die Erfindung des Ortes sind
gleichrangige Vorgehensweisen. Beiden
Methoden gemein ist die Frage nach den
Bedingungen, dem Spannungsfeld.
Ich glaube nicht an die Auflösung der Orte
zugunsten der Bilder. Ich denke, die Freude,
auf einem sonnenwarmen Stein zu sitzen
oder mit der Hand über ein Stück Holz zu
fahren wird bleiben. Die Lust zu begreifen,
vielleicht eine der letzten möglichen Gemeinsamkeiten
von gebildetem, kultivierten
Nomaden und armen Seßhaften.
Für mich ist Entwerfen Balancieren, Seiltanz
ohne Seil. Ich suche die Janusköpfigkeit, die
aufgehobenene Zukunft in der Gegenwart,
das Mißverständnistaugliche, das Morgen im
Gestern.