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Wider den Kult um den Innenimbusmutterkopf

Mir sind Dinge, die zu klug daherkommen, die offensichtlich zu gut ausgedacht sind, zutiefst suspekt. Ich mag nicht bedrängt werden durch anerkannt gute Gestaltung, durch selbstverliebte und um meine Aufmerksamkeit buhlende Objekte. Ich möchte nicht zur Komplizenschaft genötigt werden, in der Sache der besseren Gestaltungsmoral. 

Die Dinge sollten sein und ihren Zweck erfüllen. Ich möchte nicht behelligt werden, mit der Anstrengung, die es gekostet hat, sie auszudenken. Sie sollten mir Raum lassen, mich mit und durch sie zu denken, mich in Relation zu den mich umgebenden Objekten zu fühlen, mir die Chance zum Weiterdenken geben und sie möglicherweise mißzuverstehen. 

Und ich sollte sie mögen, unmittelbar, wie die Sonnenwärme am ersten schönen Märztag. 

Ein schwebender Betonblock in einem Juwelierladen. Seine physische Präsenz, die Wirkung seines konkret spürbaren Gewichtes wird nicht gestört durch elaborierte Aufhängedetails. Die Aufhängung geschieht beiläufig, wie ein Henkel an einem Einkaufsbeutel, sie bedeutet nichts. Es geht um das Wunder des schwebenden Betonblocks, um seine körperlich wahrnehmbare Wucht. 

Eine aus einem Betonblock geschnittene Treppe, Volumen in einer Aushöhlung, im Museum in Dinslaken. Hölzerne Stufen, auf diesen massiven Körper aufgelegt und Geländerstützen, die ihn zart berühren . Seine archaischen Masse bleibt spürbar, eine zarte Schicht überlagert sie, Interpretationshilfe und Ausdruck des Wollens. Gleichsam das Moos auf einem Felsmassiv oder die Sicherung eines Klettersteiges in der Wand. 

Es geht um Schichten, um Verfeinerung und Überlagerung und um die Reibung der Ebenen. Ziel ist der körperlich wahrnehmbare Raum, Objekt-Ich-Ort. Das Detail ist diesem Ziel verpflichtet. Es hat keine autonome Bedeutung sondern ist Verweis auf und Teil des Ganzen. Ohne das Ganze ist es nichts, zwischen ihm und dem Detail besteht eine komplexe und interaktive Beziehung. Wenn das Detail spricht, so erzählt es von seinem Beitrag zu einem gelungenem Ganzen. Es spricht leise, nur wenn man sehr genau hinhört, versteht man seine Geschichte. Es ist nicht wichtig sie zu verstehen. Sie ist ein Wispern im vorübergehen, ein Lächeln, ein beiläufig spürbarer Beitrag zum Reichtum in der Welt. 

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Reinhard Angelis
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